Am 28.1.2018 konnten interessierte Besucher von Frau Emilie Eigler beim Hoigarte im Heimatmuseum spannendes "rund um den Schlossberg" erfahren. Gemeinsam erinnerte man sich beispielsweise an die ausgeklügelte Sitzordnung in der Kirche - dass Männer und Frauen getrennt saßen, die Plätze auf der vorderen Empore einst vermietet und mit Stöckchen abgesteckt waren und die hohe Beamtenschaft "im Chörchen" beim Altar Platz nehmen durfte. 

Interessantes wusste Frau Eigler auch von der Orgel in der St. Martins-Kirche zu berichten. Als Chorleiter Amann nach Oberdorf kam und die alte Orgel in der frisch renovierten Kirche Anfang der 1930er erblickte, war er über deren Zustand sehr empört und initiierte die Anschaffung einer Orgel. Diese wurde bei den Orgelbauern Gebrüder Hindelang in Ebenhofen 1937 in Auftrag gegeben. Als 1939, nach Ausbruch des 2. Weltkrieges, die Materialien zur Fertigstellung der Orgel für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden, belieferte eine Marktoberdorfer Metallwarenfabrik die Orgelbauer im Ebenhofen heimlich. So konnte die Orgel fertig gebaut und 1940 eingeweiht werden.

Nachdem die neue Orgel eingebaut wurden war und die alten Orgelpfeifen aus Holz ausgebaut waren, sind diese in die Hände der Schulbuben und Ministranten gefallen. Schnell sprach sich herum, dass man wunderbar auf den Pfeifen blasen konnte – und so pfiff bald der ganze „Flecken“ (Marktflecken Oberdorf) in wunderbar schrillen Tönen. Ein Oberdorfer Lehrer bereitete dem neuerlichen musikalischen Hochgenuss jedoch ein Ende: Er verbreitete den Hinweis, die Pfeifen würden noch lauter und besser klingen, wenn sie nur über Nacht in warmes Laugenwasser eingelegt werden würden. Und so wurde es wieder still im Markt.   

Still war es auch zwischen 1942 und 1947 als die Kirchenglocken der St. Martins-Kirche um Zuge der Altmaterialsammlung abgeliefert werden mussten. Aus den friedlichen Kirchenglocken sollten tödliche Waffen gegossen werden. Da die Marktoberdorfer Glocken jedoch unter Denkmalschutz standen, wurden sie nicht sofort eingeschmolzen, sondern kamen in ein Metallsammellager bei Hamburg. Dort überstanden sie den 2. Weltkrieg und so konnte ihr angenehmer Klang im Oktober 1947 wieder vom Kirchturm erschallen.

 

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