Gut besetzt war die Stube des Hartmannhauses beim ersten Ratsch am Kachelofen, den der Heimatverein organisiert hatte. Bei Fastenbrezen und Kaffee ging es um Fasnachtsbräuche, von denen der älteste die sogenannte Fasnachtsspende war: Bis zum Schwedenüberfall im Jahr 1633 kaufte die Kirchengemeinde aus Spendengeldern am Martinimarkt jeweils zwei bis drei Schweine, die geschlachtet, eingesalzen und im Pfarrhofkeller aufbewahrt wurden. Dieses Fleisch wurde in der Fasnacht an die Oberdorfer Armen ausgeteilt. In den Wirren des 30-jährigen Krieges schlief dieser Brauch dann ein, vielleicht, weil niemand mehr Geld zum Spenden übrig hatte. Emilie Eigler und Kornelia Hieber hatten zahlreiche Unterlagen zusammengetragen, aus denen hervorging, dass die Oberdorfer später ideenreiche Fasnachten gefeiert haben: Bis etwa 1860 fuhren die ledigen Buschen am gumpigen Donnerstag eine entastete Tanne durch den Ort, welche sie nach allerlei Schabernack dem Pfleger schenkten und dafür von ihm bewirtet wurden. 1857 gab es dann einen Umzug von Landsknechten, 1863 und 1913 eine „Bauernhochzeit“ mit einer großen Hochzeitsgesellschaft, 1881 das Freilichtspiel „Der Bayerische Hiesel“ und 1906 einen Umzug unter dem Motto „die vier Jahreszeiten“. Aber auch maskierte Sackrennen und Schlittenrennen unterhielten die Oberdorfer. Die Buben waren am gumpigen Donnerstag maskiert unterwegs, sagten ihre Sprüchlein auf, und erhielten dafür Kleinigkeiten geschenkt. Am rußigen Freitag schwärzten sie sich die Gesichter mit Ruß, am gschmalzgeten Samstag buk die Hausfrau Küchle und am Aschermittwoch wurde der Butz am Rathaus in einem Schneehaufen vergraben und damit das Fasnachtstreiben beendet, bis Pfarrer Heimer 1870 erreichte, dass dieser Brauch polizeilich verboten wurde. Dann blieb den Männern nur noch übrig, ihren leeren Geldbeutel im Brunnen zu waschen, wie Emilie Eigler berichtete. Zahlreiche Fotos von Umzügen und Fasnachtsveranstaltungen machten die Runde und wurden diskutiert. Etliche Besucher hatten eigene Fotografien dabei. Passend zum Bericht über einen rauschenden Faschingsball des 1891 gegründeten Oberdorfer Radfahrerclubs präsentierte das Ehepaar Grießmann einen Krug dieses Vereins aus dem Gründungsjahr. Neben dem Brauchtum zum Funkensonntag und Rezepten von alten Fastenrezepten war auch noch Raum für allerhand Gespräche in gemütlicher Runde.

Text und Foto: Rosi Klimm

Historische Fotos: Foto Hotter

 

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