Auf Einladung des Heimatvereins berichtete die Fotografenmeisterin Kathrin Herbst, jüngster Spross der Fotografendynastie Hotter in Marktoberdorf, über ihre Meisterprüfung, die sie im Juli 2024 abgelegt hatte. Sie gab einen Einblick, welche Anforderungen sie dafür erfüllen musste und wie sie ihr Konzept umsetzte.

 

 

Meisterfotos und Originalkamera

 

Als Prüfungsarbeit musste sie eine Serie von 12 Fotos einreichen. Vorgabe war, dass die Bilder eine Geschichte erzählen, die auch dann noch erkennbar sein sollte, wenn ein Foto aus der Folge herausgenommen wird. Drei fotografische Themenbereiche sollten darin bearbeitet werden, und Herbst entschied sich für Portrait, Illustration und Produktaufnahme. Dann fehlte nur noch das Prüfungsthema. Wie ihre acht Prüfungskollegen durfte sie sich ihr Thema selbst aussuchen und da lag es nahe, die gesammelten Kameras der Familie Hotter in Szene zu setzen. So wählte sie „Die Fotografie im Wandel der Zeit“. Das Thema wurde angenommen und ab da hatte sie 2 Wochen Zeit für ein ausführliches Konzept: Sie plante den Aufbau ihrer Fotos, wählte die Kameras aus, legte eine Lichtsituation fest, holte sich Models für ihre Portraits aus den Reihen ihrer Schauspielkolleg/innen im Mobilé, plante deren Kleidung, Frisur und Schminke, ließ sich einen Hintergrund malen. Ihre Fotoskizzen und Probefotos mit einer Aufstellung fotografischer Parameter wie Lichtspitzen, Colordot, ISO, Objektiv, Kamera, sowie eine zeitliche Planung ihrer Fotoarbeiten legte sie dann der Prüfungskommission vor, inklusive fiktiver Modelverträge und einer Kostenkalkulation, denn die ganze Arbeit sollte wie ein Fotoauftrag abgewickelt werden.

Kathrin Herbst mit ihrem Vater Peter Herbst (Mitte) und zwei ihrer "Fotomodelle"

 

Für die Umsetzung hatte sie wiederum nur 2 Wochen Zeit: Kathrin Herbst verlegte dafür ihr Fotoatelier in die Singer-Werkstatt, baute dort ein Lichtzelt für die Kunstlichtaufnahmen auf und machte sich an die Arbeit. Es galt, alle geplanten Fotoaufnahmen genauso wie im Konzept beschrieben zu erstellen. Das galt auch für die geplanten Farbwerte, den Bildausschnitt und die Lichtverhältnisse. Ein Prüfer würde irgendwann vorbeischauen und sich vergewissern, dass sie sich an ihren Plan hielt, dass sie persönlich und ohne fremde Hilfe ihre Prüfungsaufgabe erledigte. Dass da ein kurzer Klick für ein Foto keinesfalls ausreichte, leuchtet ein. Für ihr Produktbild einer modernen Kamera, den Abschluss ihrer Fotoserie, setzte sie sieben Detailaufnahmen zusammen, um die nötige Detailschärfe zu erreichen. Ihr Zeitplan geriet ins Wanken, denn an dem Tag, an dem Tageslichtfotografien angesetzt waren, spielte das Wetter nicht mit. Dann brach sich eines ihrer Models, dessen Hand auf dem Bild sichtbar eingeplant, kurz vor dem geplanten Fototermin den Arm. Kurzerhand nahm sie für die Aufnahme den Gips ab und retuschierte die Farbe der Finger kräftig. Schließlich hatte sie alles im Kasten: sieben Fotos von Kameras aus den Jahren 1900, 1920, 1940,1960, 1980 und von einer heutigen, sowie fünf Aufnahmen ihrer Models, als Fotografen/innen passend zum Alter ihrer jeweiligen Kamera inszeniert. Die Prüfungskommission in München war begeistert von Kathrin Herbsts Fotoserie und bewertete ihre Arbeit mit einer Eins mit Stern.

 

Das interessierte Publikum des Vortrags stellte im Anschluss noch viele Fragen, die sie bereitwillig beantwortete. Ihre Meisterfotos und die historischen Kameras konnten im Vortragsraum besichtigt werden.

Text und Fotos: Kornelia Hieber

 

 

 

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