In den Genuss einer ganz besonderen Führung kam eine Gruppe des Heimatvereins am 31. Januar 2018: Ein P-Seminar des Gymnasiums ist dabei, eine Ausstellung über den ehemaligen Atombunker in der Rathaustiefgarage zu konzipieren. Ihr Lehrer Thorsten Krebs informierte die Gruppe vorab darüber, was da alles geplant ist.

Zunächst ging er auf die Baugeschichte der Rathaustiefgarage ein: Die war seit den 70er Jahren, nach dem Bau des neuen Rathauses ein Wunschtraum der Stadt, sollte jedoch 2,1 Millionen DM kosten. Da schlug Stadtrat Lutz Vatter (SPD) vor, der Tiefgarage einen Atombunker hinzuzufügen – es war ja zu Zeiten des Kalten Krieges – um an Fördergelder des Bundes zu kommen. Pro Schutzplatz winkte trotz politischen Tauwetters ein Zuschuss von ca. 1000,- DM. Bei der geplanten Größe der Tiefgarage von ca. 1300 m² konnten etwa 1200 zuschussfähige Schutzplätze eingerichtet werden. Am 16. Juni 1986 beschloss der Stadtrat einstimmig den Ausbau der Tiefgarage als öffentlichen Zivilschutzraum. Der Bund übernahm am Ende 1,15 Millionen DM der Kosten für diese sog. Mehrzweckanlage, die im August 1990 – also bereits nach dem Mauerfall – fertiggestellt wurde.

Die Tiefgaragenparkplätze werden weiterhin als solche genutzt, aber die leerstehenden Nebenräume werden von den Schülern für die Ausstellung beplant: Drei Räume sind das, in welchen die Themen „Bunkergeschichte“, „Bunkerleben“ und „Bunkertechnik“ behandelt werden. Im Raum 1 wird es demnach um die Geschichte des Kalten Krieges gehen, um Zeitzeugenberichte und um Medienbeiträge wie kurze Filme. Raum 2 war offiziell ein Krankenzimmer, wurde aber offensichtlich immer als Werkstatt genutzt. Hier soll die Organisation des Warndienstes dargestellt werden, die medizinische Versorgung und Hygiene, sowie die Versorgung der Schutzsuchenden mit Wasser und Nahrung. Im dritten Raum wird anschaulich werden, wie die Luft im Bunker über einen Sandfilter und hintereinander geschaltete Aktivkohlefilter mittels einer Umwälzung über Notstromaggregate gereinigt und im Bunker verteilt wurde – zur Not auch mittels Handkurbelbetrieb. Beeindruckend auch das massive Tor, welches im Ernstfall die Garagenzufahrt verschlossen hätte und die schleusenähnlichen Zugänge, über welche Schutzsuchende genau abgezählt von Bunkerwarten hereingelassen worden wären.

Ein spannendes Thema haben sich die Gymnasiasten da ausgesucht. Die Konzeption für die Ausstellung, die durch den Heimatverein Marktoberdorf e.V: finanziell unterstützt wird, steht bereits, sagte Thorsten Krebs. Ende Juni soll sie eröffnet werden. Dann können sich alle Marktoberdorfer ein Bild machen, was im V-Fall, der Gott sei Dank nie eingetreten ist, auf sie gewartet hätte.

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